Wollwalk: 11 Tipps zur Verarbeitung von Wollwalk

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Wollwalk wird gern mit Westen und Jacken im Trachtenstil in Verbindung gebracht. Dabei ist das Material deutlich vielseitiger! Das große Plus ist die leichte Verarbeitung der gekochten Wolle, die speziell behandelt wurde.

Die besten 11 Tipps zur Verarbeitung von Wollwalk

Wollwalk wird mithilfe von warmem Wasser und Reibung auf eine spezielle Weise verfilzt. Traditionell besteht das Material aus Schafwolle. Diese wird zuerst zu einem lockeren Strickstoff verstrickt und danach bei einer Wassertemperatur von wenigstens 35 °C gewalkt. Dieses Walken ist eine zielführende Bewegung der Wolle im Wasser, bei der Reibung entsteht. Die Schuppenstruktur der Haare bricht auf, das Haar zieht sich zusammen. Am Ende des Prozesses ist der Stoff um bis zu 60 Prozent kleiner als zuvor. Durch das Verhaken und Verfilzen der Wollfasern wird Luft eingeschlossen. Diese dadurch entstandene Struktur ist charakteristisch für das auch als Wollfilz bezeichnete Material und sorgt dafür, dass die daraus entstehende Kleidung angenehm warm ist. Soll nun Wollwalk veredelt werden, geschieht dies unter anderem durch Dämpfen oder durch Aufrauen der Oberfläche. Gekochte Wolle kann zudem eine bestimmte Stärke erreichen, die in Grammatur pro Quadratmeter angegeben wird.

Sie wollen wissen, wie Sie Wollwalk am besten verarbeiten? Hier sind die besten 11 Tipps zum Nähen mit Wollfilz:


Die richtige Stärke wählen

Feiner Wollfilz mit einer Stärke bis 300 g/m² kann zu leichten Pullovern, Kleidern, Schals, Stulpen oder Unterwäsche verarbeitet werden. Gern werden daraus auch warme Overalls für Winterbabys genäht.

Walkstoffe bis 400 g/m² sind für Röcke und Cardigans sowie für dickere Pullover bestens geeignet. Auch Mäntel und Jacken können daraus entstehen. Wer einen dicken Wintermantel herstellen möchte, setzt aber lieber auf Walkstoffe mit einer Stärke bis 600 g/m². Derartig schwere Stoffqualitäten sind nicht für Kinderkleidung geeignet.

Dünne Qualitäten sind oftmals ausreichend

Wollwalk isoliert ganz natürlich: Wärme wird gut gespeichert und gehalten. Auch wenn es draußen warm ist, kann dieses Material überzeugen, weil die Hitze von außen nicht an den Körper gelassen wird. Gleichzeitig atmet der Stoff.

Das macht ihn auch für die Herstellung von Babykleidung so interessant, denn Babys können noch nicht schwitzen. Durch das atmungsaktive Naturmaterial überhitzen die kleinen Körper nicht so leicht.

Wollwalk wird mithilfe von warmem Wasser und Reibung auf eine spezielle Weise verfilzt. ( Foto: Adobe Stock- Smart Future)

Wollwalk wird mithilfe von warmem Wasser und Reibung auf eine spezielle Weise verfilzt. ( Foto: Adobe Stock- Smart Future)

Ideal für Anfänger geeignet

Wer gerade erst mit dem Nähen anfängt, braucht einen Stoff, der sich leicht verarbeiten lässt. Auch hier punktet Wollwalk, denn er verzeiht kleine Unregelmäßigkeiten beim Nähen. Walk franst nicht aus und wird offenkantig verarbeitet. Schnittkanten müssen nicht versäubert werden, Nahtzugaben sind unnötig. Neue Projekte für individuelle Kleidung werden damit schnell umgesetzt, was Anfängern meist entgegenkommt. Tipp: Sollten sich doch einmal Falten zeigen, kann Walk ganz leicht mit Dampf wieder geglättet werden.

Bei der Verarbeitung von Walkstoffen sollte darauf geachtet werden, dass nur Wolle ohne Mulesing verwendet wird. ( Foto: Adobe Stock-  Smart Future )

Bei der Verarbeitung von Walkstoffen sollte darauf geachtet werden, dass nur Wolle ohne Mulesing verwendet wird. ( Foto: Adobe Stock- Smart Future )

 

Wollwalk mit Zertifikat verarbeiten

Bei der Verarbeitung von Walkstoffen sollte darauf geachtet werden, dass nur Wolle ohne Mulesing verwendet wird. Dabei handelt es sich um eine für das Schaf sehr schmerzhafte Methode des Entfernens von Faltfalten, damit dort keine Fliegeneier abgelegt werden. Viele Schafzüchter haben aber inzwischen andere Methoden zum Schutz ihrer Schafe in Verwendung und von genau diesen ist Wolle mit Zertifikat erhältlich. Ist kein Gütesiegel zu finden, kann beim Hersteller nachgefragt werden, um auf Nummer sicher zu gehen.


Wollwalk einfach markieren

Mit dem Kreiderädchen lassen sich die nötigen Markierungen auf dem Walk aufbringen. Das ist einfacher als mit einem Trickmarker und die Rückstände der Kreide werden später einfach ausgeklopft.

Um Wollfilz nähen zu können, haben sich Nadeln mit runder Spitze bestens bewährt. ( Foto: Adobe Stock-Sergey Chayko)

Um Wollfilz nähen zu können, haben sich Nadeln mit runder Spitze bestens bewährt. ( Foto: Adobe Stock-Sergey Chayko)

 

Besondere Akzente durch links auf links nähen erreichen

Die Fasern von Walk verfilzen, damit entsteht Wollfilz, der nicht versäubert werden muss.

Dieses Nichtversäubern kann zum individuellen Stilmerkmal werden: Die Schnittteile werden dafür links auf links vernäht, die Nahtzugaben einfach auseinandergebügelt.

Danach noch schmal absteppen. Schon entsteht auf der rechten Seite eine Absteppung, die sehr professionell wirkt und in dieser Form nicht bei Kaufhausmode zu finden sein dürfte.

Polyestergarn verwenden

In Bezug auf das Garn ist Wollfilz nicht besonders anspruchsvoll. Meist ist ohnehin schon Polyestergarn vorhanden, dieses kann auch zum Nähen der gekochten Wolle verwendet werden. Um besondere Akzente und Designhighlights zu setzen, kann dickeres Garn oder sogenanntes Bauschgarn in verschiedenen Farben verwendet werden.

Nadeln mit runder Spitzen verwenden

Um Wollfilz nähen zu können, haben sich Nadeln mit runder Spitze bestens bewährt. Diese als Jersey-Nadeln bekannten Nähnadeln gleiten leichter durch das Maschengewebe. Natürlich können auch die üblichen Universalnadeln eingesetzt werden. Bitte beachten: Durch das Nähen des dicken Wollwalks kann es sein, dass die verwendete Nadel stumpf wird. Die Wollwalk-Nadel wird daher kaum für andere Nähprojekte zum Einsatz kommen können und sollte ausgetauscht werden.

Hebamme verwenden

Die Hebamme gibt es auch beim Nähen und nicht nur, wenn Kinder auf die Welt kommen! Es handelt sich dabei um ein kleines Hilfsmittel, mit dem dickere Materialien besser zu vernähen sind. Die Hebamme ist ein Höhenausgleich, der hinten unter das Füßchen der Nähmaschine gelegt wird.

Damit kann dieses nicht in Schieflage geraten, wenn gleichzeitig mehrere Lagen Stoff genäht werden. Tipp: Es muss kein Höhenausgleich gekauft werden, dieser ist auch mit ein wenig Pappe oder Papier selbst zu basteln. Manche Nähmaschinen haben übrigens eine Nivellierschraube am Füßchen, diese kann als Höhenausgleich genutzt werden.


Über Stecknadeln hinweg nähen

Bei vielen Nähprofis ist es verpönt, über die Stecknadeln hinweg zu nähen, doch bei der Herstellung von Kleidung in Handarbeit unter Verwendung von Wollwalk ist dies sogar empfehlenswert. Vor allem dann, wenn es um das deckungsgleiche Übereinandernähen zweier markanter Punkte geht, hat es sich bewährt, die Stecknadeln erst einmal vor Ort zu belassen und erst nach dem letzten Stich zu entfernen.

Wonderclips nutzen

Alternativ zu Stecknadeln können sogenannte Wonderclips verwendet werden. Sie sind besonders dann gut geeignet, wenn zwei nicht markante Schnittkanten miteinander verbunden werden wollen. Durch das Fixieren der Kanten mit Wonderclips geht das Nähprojekt schnell vonstatten und die beiden Teile können sicher vernäht werden.


Ein guter Tipp zuletzt: Wer Wollwalk waschen möchte, sollte 20 °C bei der Waschtemperatur nicht überschreiten. Ist das Wasser zu warm, verzieht sich das Material und kann sogar schrumpfen. Daher darf Walk auch keinesfalls heiß gewaschen werden.

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