In jedem Jahr stehen Tausende von Eltern vor der Entscheidung, welchen Schulranzen sie kaufen sollen. Der, der dem Nachwuchs gefällt, ist oft nicht die beste Wahl. Worauf kommt es an?
Schulranzen: Leichtgewichte für Kinderrücken
Immer wieder wird gefordert, dass Eltern besonders leichte Schulranzen kaufen sollten. Die Kinder sollten so wenig Gewicht wie möglich auf dem Rücken tragen müssen, was angesichts der Menge an Schulmaterialien, die mitgeführt werden müssen, nicht einfach ist. Arbeitshefte für Deutsch und Mathe, Lese- und Mathebücher, Materialien für den Sachunterricht und natürlich Trinkflasche und Brotbüchse. Wenn dann noch der Ranzen ordentlich Gewicht mitbringt, fühlt sich so manches Kind eher einem Packesel gleich.
Dabei gilt es beim Kauf, noch einiges mehr zu berücksichtigen als nur das Gewicht. Trageeigenschaften, Sicherheit und Handlichkeit im Alltag spielen ebenfalls eine Rolle. Das sind Gründe, warum Eltern die Ranzen ihrer Kinder nicht ohne diese kaufen sollten. Die Kleinen müssen die Taschen zur Probe tragen.
Der Trick: Eltern sollten ihren Mädchen erst nur Taschen für Jungen zeigen, ihren Jungen nur Taschen für Mädchen. Das lenkt die Aufmerksamkeit auf die Trageeigenschaften, die nur die Kleinen selbst beurteilen können. Das Motiv ist erst einmal nebensächlich.
Der passende Sitz
Die aktuell auf dem Markt erhältlichen Modelle legen das Augenmerk alle auf die Ergonomie, hier können auch Experten derzeit nichts aussehen. Allerdings ist es von der Körpergröße sowie der Statur des Kindes abhängig, ob ein Ranzen tatsächlich gut sitzt oder ob es hier noch Verbesserungsbedarf gibt.
Wichtig: Das Gewicht sollte so hoch wie möglich am Körper getragen werden, gleichzeitig soll es nahe am Schwerpunkt des Körpers liegen. Die Hebelwirkung durch das Gewicht auf dem Rücken wird stärker, je weiter es vom Körper entfernt ist.
Außerdem sind folgende Punkte wichtig:
- Gute Polsterung des Ranzenrückens
- Anliegen des Rückenpolsters an mehreren Stellen
- Breite Schultergurte (mindestens vier Zentimeter)
- Abschluss des Ranzens über Schulterhöhe
- Brustgurt
- Beckengurt
Der Brustgurt sorgt dafür, dass die Schultergurte nicht zur Seite rutschen und drücken können. Der Beckengurt hingegen verteilt das Gewicht auf dem Beckengürtel und lässt das Kind leichter sein Gewicht tragen.
Welches Gewicht ist gut?
Die Besten unter den Schulranzen wiegen zwischen 800 und 1400 Gramm. Allerdings ist leicht nicht immer gut, denn je leichter der Ranzen ist, desto weniger stabil ist er auch. Die meisten Hersteller sparen an der Polsterung, wenn es weniger Gewicht sein soll, auch die Innenfächer werden reduziert.
Als Faustregel galten immer 15 Prozent des Körpergewichts: So schwer sollte der Ranzen (inklusive Befüllung) maximal sein. Davon sind Experten heute abgekommen und gehen davon aus, dass auch 30 Prozent nicht zu schwer für das Kind sind, wenn der Schulweg nicht zu lang ist. Haltungsschäden sind nicht so schnell zu erwarten, wenn sich das Kind ansonsten ausreichend bewegt.
Um einen Schulranzen gut tragen zu können, kommt es auch auf das richtige Packen an. Die schweren Bücher sollten immer im Rückenfach bleiben, denn hier sind sie so nahe am Körper wie möglich und lassen sich leichter tragen. Auch der Turnbeutel gehört nahe ans Kind.
Eine Frage der Sicherheit
Neben dem Gewicht kommt es vor allem auf die Sicherheit an: Andere Verkehrsteilnehmer sollten schon von Weitem die Chance haben, das Kind zu sehen. Dafür sind leuchtende Farben den eher dunklen und eintönigen Farbtönen vorzuziehen. Außerdem sind reflektierende Streifen wichtig, damit ist das Kind auch im Dunkeln gut zu sehen. Die DIN 58124 (Schulranzennorm) besagt, dass wenigstens 20 Prozent der gesamten Außenflächen (sichtbare Flächen) des Ranzens aus Material bestehen müssen, das fluoreszierend wirkt.
Mindestens zehn Prozent sollen reflektieren. Allerdings ist das für die Hersteller nicht ganz einfach umzusetzen, denn die Motive, die sich die Kinder – und damit die Käufer – wünschen, sind dafür nicht geeignet. Gelb und Orange wären die besten Farben, gehören aber nicht eben zu den Favoriten. Dabei sind sie eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Sichtbarkeit der Kleinen in der Dämmerung zu erhöhen. Wenn die Sichtbarkeit verbessert werden soll, können auch Anhänger an die Reißverschlüsse des Ranzens gebracht werden, sie lenken die Aufmerksamkeit der übrigen Verkehrsteilnehmer auf das Kind.
Praxistaugliche Schulranzen: Was bieten sie?
Soll ein Schulranzen sich im Alltag beweisen, muss er nicht nur leicht und gut sichtbar sein. Er muss auch Platz für all das bieten, was mit in die Schule muss. Das ist natürlich auf der einen Seite das Schulzeug selbst mit Heften, Büchern, Arbeitsheften und Federtaschen. Dann sollen aber auch noch Taschentücher mit, die Brotdose, eine Trinkflasche und vielleicht für Mädchen ein paar Haarspangen. Es ist daher gut, wenn die Tasche über mehrere Innenfächer verfügt, die die verschiedenen Kleinteile trennen und griffbereit lassen. Die Trinkflasche findet idealerweise in einem Seitenfach Platz. Hier ist sie jederzeit gut zu erreichen, ohne dass der Ranzen geöffnet werden muss. Außerdem besteht für das Schulzeug keine Gefahr, sollte die Flasche doch einmal auslaufen.
Ebenfalls wichtig ist eine stabile Bodenwanne, die den Tascheninhalt von unten schützt. Zum einen steht der Ranzen damit stabiler und hält auch das Schulzeug im Innenraum sicher an seinem Platz. Zum anderen wird der Inhalt vor Nässe von unten geschützt, die ansonsten am Material emporziehen könnte, wenn der Ranzen bei Regenwetter auf dem Boden abgestellt wird.
Gut ist auch eine Mitwachsfunktion, mit der sich der Ranzen auf die Körpergröße des Kindes einstellen lässt. So kaufen Eltern nicht schon im zweiten Schuljahr die nächste Tasche für den Nachwuchs.
Wer überlegt, statt eines Ranzens lieber einen Rucksack zu kaufen, der sollte sich die Vor- und Nachteile der beiden Taschenarten genauer ansehen. Denn ein Schulranzen ist vor allem für Kinder gedacht, die gerade erst mit der Schule anfangen. Durch die vorgegebene Struktur im Ranzen können sich die Kleinen leichter orientieren und lernen, Ordnung zu halten. Ein Rucksack ist stattdessen aber flexibler und bietet meist mehr Stauraum bei gleichzeitig geringem Eigengewicht.
Wann ist die beste Zeit zum Kauf?
Die meisten Hersteller bringen zum Frühjahr und hier speziell zu Ostern ihre neuen Modelle auf den Markt. Dann ist es für Eltern an der Zeit, sich zu orientieren. Denn: Ein guter Schulranzen will mit Bedacht gewählt werden und es braucht einige Zeit, um sich für das beste Modell zu entscheiden. Oft finden im März/April auch Schulranzenmessen statt, die eine gute Anlaufstelle für alle Unentschlossenen sind.
Wichtig: Planen Sie rund 200 Euro für ein gutes Set ein. Zu diesem gehören neben dem Ranzen oft auch die Federtaschen (mit oder ohne Füllung), ein Brustbeutel und ein Turnbeutel. Gerade bei Schulranzen sind die besten Modelle nicht die günstigsten, wer sich hier am Preis orientiert, kann direkt eine Aussage über die Qualität treffen.
Kinder überwachen lassen?
Die Angst vieler Eltern um ihre Kinder nimmt zu und so ist es verständlich, dass sich die Frage nach einer Überwachungsfunktion am Schulranzen stellt. So gibt es schon Schulranzen mit GPS-Tracker, mit dem sich der Schulweg des Kindes nachvollziehen lässt. Außerdem soll der Tracker eine Art Diebstahlschutz sein, so meinen zumindest die Befürworter. Es gibt sogar Modelle, die den Eltern Bescheid geben, wenn sich das Kind nicht zum vereinbarten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort befindet. Rund um die Uhr Überwachung für den Nachwuchs?
Waren es bisher nur die Handys und Tablets, die per Ortungsfunktion überwacht werden konnten, sollen nun auch die Schulranzen nachziehen. Derzeit gibt es einen Anbieter, der die Daten vom GPS-Tracker an eine Cloud sendet und Autofahrern den Hinweis gibt, dass sich hier ein „Kind in der Nähe“ befindet. Nun stellt sich die Frage, was mit den übrigen Autofahrern ist, die nicht informiert werden. Oder wenn sich der Autofahrer durch Straßen bewegt, die allmorgendlich voll sind mit Schulkindern. Er würde von all den Nachrichten überflutet und schaltet einfach ab.
Digitale Schulranzen stoßen aber nicht nur auf Gegenwehr bei den Autofahrern, sondern auch bei Datenschützern und Eltern. Bisher sind sie jedoch noch nicht so weit verbreitet, dass sie eine echte Konkurrenz für die normalen Ranzen darstellen könnten. Sogar viele Händler wissen noch nicht einmal von deren Existenz. Und das ist auch gut so!
Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: Romrodphoto -#01: Yuganov Konstantin -#02: Irisska -#03: CokaPoka -#04: Kzenon -#05: _ Sharomka